Wir brauchen neue Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und für die menschliche Gesundheit sowie sichere Nahrungsmittel im gesamten Nahrungssektor
Fortschritte im Pflanzenschutz haben wesentlich zu den heute hohen und stetigen landwirtschaftlichen Erträgen beigetragen. Leicht zu erhalten, einfach anzuwenden und relativ kostengünstig erwiesen sich chemische Pflanzenschutzmittel als äußerst effizient und zuverlässig.
Durch diese Produkte entwickelte sich ein Pflanzenbausystem, das die Produktion maximierte und zu landwirtschaftlichen Praktiken führte, die das Risiko eines Auftretens von Pflanzenkrankheiten, Insekten und Unkräutern erhöhte und als Konsequenz von chemischen Pflanzenschutzmitteln abhängig machte. Immer häufiger wurden die negativen Auswirkungen dieser Chemikalien auf die Umwelt genannt. Heute wird in den meisten europäischen Ländern ihr systematischer Einsatz wegen der unerwünschten Wirkungen auf das Ökosystem, auf Nicht-Zielorganismen, Haustiere und die menschliche Gesundheit in Frage gestellt. Diese Sorgen sind besonders stark in INCO-Ländern und den äußeren EU-Regionen, deren Ökosysteme besonders empfindlich auf schädliche Auswirkungen der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmitteln reagieren.
Weiterhin werden neue Ziel für eine nachhaltige Entwicklung und für die menschliche Gesundheit benötigt: sichere Nahrungsmittel im gesamten Nahrungssektor gewährleisten, die Gesundheit von Arbeitern in Industrie und Landwirtschaft schützen, natürliche Ressourcen sowie ökologische Unversehrtheit und Biodiversität erhalten. Einige der bisher benutzten chemischen Pflanzenschutzmittel wurden aus dem Verkehr gezogen wegen ihrer Auswirkungen auf Umwelt und Sicherheit (z.B. Methylbromid und Organophosphate) oder weil die Zielorganismen Resistenzen entwickelt haben (z.B. Benzimidazole).
Steigendes Verbraucherbewusstsein über Nahrungsmittelsicherheit hat die Forderung nach einem geringerem Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der herkömmlichen Landwirtschaft beschleunigt und zu Maßnahmen wie Entscheidungsunterstützungssysteme (Decision Support Systems - DSS) und Technologien, die den Präzisionsackerbau (Precision Agriculture) unterstützen.
Steigendes Bewusstsein für die Nebenwirkungen von chemischen Pflanzenschutzmitteln hat dem Biolandbau und anderen low-input-Systemen Wettbewerbsvorteile verschafft. Biolandbau ist ein sehr dynamischer Sektor der EU-Landwirtschaft mit Wachstumsraten von 30 % pro Jahr seit 1998, wenn er auch am Anfang nur wenig vertreten war und die Situation von Land zu Land sehr unterschiedlich ist.
Innerhalb der EU entstanden unterschiedliche Pflanzenschutzsysteme, entsprechend dem Willen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einzuschränken. Diese Systeme rangieren von technischen Anpassungen der derzeitigen Anbausysteme, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu rationalisieren und zu reduzieren, auf der Grundlage von Risikoanalysen und DSS, bis zu strategischen Methoden, in denen Anbausysteme konzipiert werden, die mehrere alternative Kontrollmethoden beinhalten, alle mit dem Ziel, vom Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel nicht so abhängig zu sein.
Neue Technologien und Praktiken müssen dem Landwirt angeboten werden. Dies erfordert von der Wissenschaft, zusätzliche, leicht verständliche und re-orientierte Bemühungen.
Diese Bemühungen sollten sich besonders auf drei Punkte beziehen:
Die Veränderungen zu unterstützen erfordert eine neue Governance in Pflanzenschutzpolitik und Pflanzenschutzbestimmungen. Diese notwendigen Veränderungen müssen zu allgemeinen Zielen in sowohl entwickelten wie auch sich entwickelnden Ländern werden und zu einem wichtigen Gesichtspunkt der Forschung.
Last update: 24/05/2023 - ENDURE © 2009 - Contact ENDURE - Disclaimer